Sag mal, darf man das noch sagen? – Meinungsfreiheit in Zeiten der Verwirrung
Früher war nicht alles besser. Aber wenigstens war eine Meinung noch eine Meinung – und kein Minenfeld.
Heute ist Meinungsfreiheit ein heikles Hobby. Man kann es betreiben, so wie Fallschirmspringen. Nur mit dem Unterschied, dass man nicht weiß, ob der Schirm aufgeht oder man direkt im Internet-Shitstorm aufschlägt.
Und wehe, man steht nicht auf der richtigen Seite. Welche das ist, definiert sich übrigens täglich neu:
Twitter (pardon – X), eine hypernervöse Medienlandschaft und eine Gesellschaft, die sich zwischen Triggerwarnung und moralischer Selbstüberhöhung endgültig den gesunden Menschenverstand aus dem Kopf geklatscht hat.
Facebook. Da tummelt sich mit Abstand eine sehr schwierige Ansichtsweise. Wenn Instagram eine Party mit und von inspirierenden Frauen ist, ist Facebook eher ein Supermarktparkplatz um 9 Uhr morgens mit ätzenden Kommentaren zur Bluse. Eher wenig inspirierend, perfekt aber um schnell wieder den Parkplatz zu verlassen.
In Deutschland darf jeder seine Meinung sagen. So lange sie konsensfähig, genderneutral, links-alternativ und weichgespült ist.
Und bitte mit Triggerwarnung, Kuscheltier und moralischer Gummizelle.
Der Rest? Wird gecancelt, geblockt, gemeldet, diffamiert – und im Zweifel gleich in die rechte Ecke geschoben. Ja, rechts ist man schnell, ganz schnell wenn man der großen, allgemeinen Meinung aktuell widerspricht.
Wenn du heute sagst, du möchtest in deinem Urlaub nicht zwischen Balkanmusik, Tattoo-Bräuten und Neonbikinis frühstücken, bist du ein Nazi. Früher warst du einfach nur ein Mensch mit Geschmack.
Toleranz bedeutet heute, jeden Schwachsinn zu feiern – solange er im Namen der Vielfalt daherkommt.
Wenn du heute sagst: ‚Ich finde das albern‘, kommt jemand mit Pronomen im Profil und erklärt dir, warum du ein strukturelles Problem bist.
Meinung ≠ Gesinnung. Außer in Deutschland.
Es ist faszinierend, wie schnell man in diesem Land eine politische Gesinnung unterstellt bekommt. Man sagt nur, dass man nicht bei jeder Grünen-Initiative in Ekstase verfällt – und zack, wird man mit Björn Höcke in einen WhatsApp-Chat gesteckt.
Wer den Zustand von Migration kritisiert, möchte angeblich das Kaiserreich zurück. Und wer sagt, dass „Wokeness“ manchmal mehr spaltet als heilt, ist ein gefährlicher Brandstifter. Klar.
Das eigentliche Problem? Es gibt keine Grautöne mehr.
Nur noch Schwarz oder Weiß.
Richtig oder falsch.
Progressiv oder Nazi.
Dabei war Demokratie immer ein Diskursraum. Ein offener. Ein kontroverser. Ein Ort, an dem Ideen ringen durften – und nicht Menschen gecancelt wurden, nur weil sie vom Mainstream abweichen.
Die deutschen Denk-Schienen: schmal, schmaler, Shitstorm
Vielleicht ist das das eigentliche Drama: Wir haben keine politische Kultur mehr. Sondern nur noch Lager. Und die sind zunehmend hysterisch.
Links gegen Rechts.
Urban gegen Ländlich.
Queer gegen Konservativ.
Und jeder spricht nur noch in seiner eigenen Echokammer – Likes, Reels und Rage inklusive.
Die Deutschen denken in Schienen. Und wehe, du fährst nicht mit. Dann bist du sofort verdächtig. Andersartigkeit wird nicht mehr als Impuls gesehen, sondern als Bedrohung.
Der Horizont? Schrumpft bei vielen auf Bildschirmgröße.
Und die Toleranz? Gibt’s nur noch für Gleichgesinnte.
Woran das liegt?
Vielleicht daran, dass wir verlernt haben, Widerspruch auszuhalten. Vielleicht auch daran, dass wir lieber empört als interessiert sind. Oder daran, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Betroffenheit das höchste politische Gut ist – und nicht die Fähigkeit, Argumente zu differenzieren.
„Aber das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ – ein Satz wie eine Selbstanzeige
Die Meinungsfreiheit in Deutschland ist – rein juristisch – immer noch intakt.
Aber gesellschaftlich? Ein Trümmerfeld.
Sag einen Satz wie: „Ich finde diese Genderdebatte manchmal überzogen“ – und BÄÄÄÄM - du bist ein Frauenfeind, Reaktionär, weißer Cis-Mann, rechte Cis-Frau oder internalisierte Misogynistin. Je nach Pech.
„Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ ist kein Ausdruck der Freiheit mehr, sondern ein Code für: „Ich weiß, ich werde gleich zerlegt“.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, in der sich niemand mehr traut, laut zu denken – aus Angst, falsch verstanden, falsch zugeordnet oder öffentlich demontiert zu werden.
Wer gegen links ist, muss nicht rechts sein. Vielleicht ist er einfach… klug?
Und dann ist da noch diese absurde Unlogik:
Wer links nicht ideal findet, ist automatisch rechts. Dabei gibt es so etwas wie gesunden Menschenverstand, Marlis-Position, Bauchgefühl. Es gibt Kritik, die nicht ideologisch ist – sondern einfach: realistisch. Ehrlich. Mutig.
Es gibt Menschen, die Freiheit über Ideologie stellen.
Die für Frauenrechte sind und trotzdem keine Männer in Frauenwettbewerben sehen wollen. So wie ich. Ich will keine männlichen BoxerINNEN, die uns Frauen im Wettkampf verprügeln. Und nun, ach schau an, durch einen DNA Test (!!!) doch auch als Mann bestätigt werden. Will mich diese Welt eigentlich gerade komplett verarschen?
Es gibt Menschen, die für Toleranz stehen, aber nicht bereit sind, jeden kulturellen Widerspruch kritiklos zu feiern. Die differenziert sind – und genau dafür geprügelt werden.
Widerstand gegen Einheitsmeinung ist kein Extremismus. Es ist Selbstschutz
Wenn eine Gesellschaft nur noch eine Meinung zulässt – oder das Gefühl erzeugt, dass nur eine Meinung die richtige ist –, dann ist sie nicht offen. Dann ist sie dressiert.
Und der Widerstand dagegen ist keine Rebellion. Es ist ein Reflex. Ein gesunder sogar. Denn wer sich permanent anpassen muss, verliert irgendwann sich selbst.
Und was ist ein Leben wert, in dem man nicht mehr sagen darf, was man denkt? Sondern nur noch, was gerade durchgeht?
Karins Schwester sagt: Denkt laut, fühlt scharf, redet frei. In dieser Welt, die immer stiller wird – nicht weil niemand redet, sondern weil alle Angst haben, etwas Falsches zu sagen –, braucht es Menschen mit Haltung.
Menschen, die für ihre Meinung nicht um Verzeihung bitten.
Menschen, die nicht perfekt denken, aber mutig.
Unsere Community? Darf frei denken. Darf sich streiten. Darf sagen: „Das sehe ich anders.“
Weil wir glauben: Echte Schwesternschaft entsteht nicht durch Gleichklang, sondern durch Respekt. Wir wollen keine Diktatur der Empfindlichkeit. Keine moralische Meinungspolizei. Keine seidenweiche Sprachkosmetik, die am Ende nur dafür sorgt, dass niemand mehr weiß, was eigentlich gemeint ist.
Und übrigens: Wer ständig andere zum Schweigen bringen will, hat meistens keine eigenen Argumente.
Vielleicht ist das der größte Hinweis: Wenn Menschen aggressiv auf deine Meinung reagieren, liegt’s oft nicht daran, dass du unrecht hast – sondern daran, dass du bei ihnen etwas triffst. Etwas, das ihnen weh tut. Oder etwas, das infrage stellt, was andere sich als Weltbild gebastelt haben.
Und wer keine Debatte will, sondern nur Gehorsam, hat Demokratie nie verstanden.
Fazit? Sag, was du denkst. Denk, was du willst. Und steh dazu.
Bei Karins Schwester darfst du du sein. Klar, laut, widersprüchlich, unbequem. Weil wir glauben: Haltung beginnt da, wo die Masse schweigt.
#MeinungIstKeinVerbrechen
#FreiheitImKopf
Mic drop.
Marlis für Karins Schwester
Mir ist ein eckiges Etwas lieber als ein rundes Nichts!
Geil geschrieben.
Oh Mann. Der Text spricht mir aus tiefster Seele. Jedes Wort hätte von mir kommen können. Vielen Dank dafür. Es ist so erschreckend, was in diesem Land abgeht. Und leider ist keinerlei Besserung in Sicht. Dabei wollen die meisten Menschen (zumindest fie, die ich kenne) einfach nur arbeiten gehen und dann in Ruhe gelassen werden und selbst bestimmen, wie sie ihre Freizeit verbringen und ihr Geld ausgeben. Wir sind erwachsen und können selbstbestimmt durchs Leben gehen. Ich freue mich riesig, dass es gleichgesinnte Menschen gibt.
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