Oh Gott so bunt - warum sich manche Frauen in unserem Store nicht wohlfühlen
Es gibt Frauen, die betreten unseren Concept Store nicht, um sich inspirieren zu lassen, sondern um sofort zu urteilen. Sie mustern den Raum wie einen Ort, der ihnen nicht gehören darf, werfen sich bedeutungsvolle Blicke zu und hauchen - absichtlich hörbar - Sätze wie: "Also bitte, sowas trägt doch niemand." Oder noch schöner: "Oh Gott, so bunt."
Diese Kommentare sind kein Versehen. Sie sind kalkulierte Spitzen - als müssten sie sich selbst rechtfertigen, überhaupt hier zu sein. Und sie sagen so viel über diese Frauen. Leider nichts Gutes.
Und dann wird erwartet, dass wir da stehen und lächeln sollen. Denn schließlich sind wir die "Verkäuferinnen" und die hat einen "Service" zu erbringen, zu bedienen, eben freundlich sein. Und ihre Klappe zu halten.
Wenn sich Damen sofort abwehrend verhalten, haben selten ein Problem mit dem Produkt - sondern wohl eher mit sich selbst.
Frauen, die auf Räume mit Stil, Selbstbewusstsein und Haltung reflexartig mit Abwehr reagieren, kämpfen selten mit dem Sortiment. Sie kämpfen mit sich. Denn unser Store ist kein Ort für Mittelmaß oder modische Kompromisse. Oder gar 0815.
Er ist eine Bühne für Frauen mit Geschmack, Mut und Anspruch. Das allein reicht, um manche in Unruhe zu versetzen.
Was dann folgt, ist meist keine Meinung - sondern eine Abwehrreaktion. Laut, spöttisch, unnötig. Es ist faszinierend, wie sehr sich manche bemühen, ihren eigenen Mangel an Stil durch abfällige Bemerkungen zu überspielen.
"Wir waren schon dreimal da - und immer zu!"
Dieser Satz kommt meist mit einer Empörung vorgetragen, als sei es unsere persönliche Pflicht, jederzeit verfügbar zu sein. Dabei sind unsere Öffnungszeiten öffentlich, klar und bewusst gewählt: Donnerstag bis Samstag sind wir im Store präsent. Die übrige Zeit widmen wir unserem Onlinebusiness - einer Welt, in der wir täglich erfolgreich verkaufen, inspirieren und gestalten.
Dass dies nicht dem verstaubten Einzelhandelsbild entspricht, verstehen wir. Es verlangt ein gewisses Maß an Flexibilität - und ein Mindestmaß an Lesekompetenz. Beides scheint nicht immer gegeben zu sein.
Die Angst vor Farbe - oder: Was "zu bunt" wirklich bedeutet.
"So ääääh zu bunt..." - ein Kommentar, der immer dann fällt, wenn Farbe plötzlich als Bedrohung empfunden wird. Aber Farbe ist nichts, wovor man Angst haben muss. Es sei denn, man hat verlernt, sie in sich selbst zu finden.
Farbe bedeutet Präsenz. Lebensfreude. Charakter. Unsere Auswahl ist eine bewusste Hommage an Frauen, die sich nicht tarnen müssen. Dass das polarisiert, ist kein Mangel - es ist das Konzept.
Wenn jemand sagt: "Das ist nicht meins", ist das völlig in Ordnung. Aber wer lautstark verkündet: "Das trägt doch niemand!", spricht nicht über Mode. Sondern über das eigene Unvermögen, Sichtbarkeit auszuhalten.
Preisfragen - und was sie über Selbstwert verraten
Ein weiterer Klassiker: "Also das ist ja ganz schön teuer..." - begleitet von diesem abschätzigen Blick, der hofft, andere mit ins Boot der Verachtung zu ziehen.
Was diese Frauen nicht verstehen: Unsere Stücke kosten nicht, sie sind etwas wert. Sie wurden mit Sorgfalt kuratiert, in kleinen Manufakturen gefertigt, von Designerinnen entworfen, die wissen, was sie tun. Wer darin nur einen Preis sieht, hat die Idee von Qualität schlichtweg nicht verstanden. Oder nie kennengelernt. Es ist aber stark zu beobachten wie der Deutsche, ja gerade der Deutsche in der aktuellen wirtschaftlichen Lage, das Gefühl verliert, was etwas wert ist.
Der wahre Schmerz liegt oft nicht im Betrag - sondern in der Erkenntnis, dass man sich selbst keinen Wert beimisst. Und das ist tragisch.
Oder schlicht, es sich nicht leisten kann.
Aber auch das ist nicht unser Problem.
Anstand ist keine Stilfrage. Sondern eine Frage von Klasse.
Was uns tatsächlich irritiert - mehr noch als jedes abschätzige Flüstern - ist die völlige Abwesenheit von Anstand, die einige mitbringen. Es ist erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit manche Frauen Räume betreten, die ganz offensichtlich nicht für sie gemacht sind, nur um sich dort über alles zu erheben, was sie (eh) nicht verstehen.
Sie kommentieren laut, was ihnen fremd ist, als wäre es ein Akt der Selbstermächtigung. In Wahrheit ist es ein Akt der Selbstdemontage. Denn man sollte sich immer benehmen. Immer. Besonders dann, wenn man sich nicht zugehörig fühlt. Alles andere ist schlicht ungebildet - und ungezogen.
In einem exzellenten Restaurant käme niemand auf die Idee, lautstark zu verkünden: "Also das sieht ja gar nicht lecker aus!"
In einem gepflegten Hotel kommentiert man nicht das Mobiliar mit: "So was will doch keiner haben."
Und in einem Concept Store, der sich an eine stilsichere, weltoffene Klientel richtet, verhält man sich - still.
Oder man bleibt eben draußen.
Wer sich nicht zu benehmen weiß, ist nicht mutig, nicht meinungsstark, nicht "ehrlich". Er ist nur fehl am Platz. Und ehrlich gesagt: das ist für uns in Ordnung. Solange man es still erkennt - und nicht laut hinausposaunt, um Aufmerksamkeit zu erheischen, die man anderswo offenbar nicht bekommt.
Denn am Ende gilt: Wer in einem Store den Anstand verliert, hat ihn nie besessen. Und was uns angeht - wir erwarten keine Höflichkeit. Wir erkennen nur sehr genau, wenn jemand nie gelernt hat, sich in guter Gesellschaft zu bewegen.
Unser Store ist kein Ort für jede. Und genau das ist seine Stärke.
Manche Räume sind nicht dafür gemacht, dass sich jede darin wiederfindet. Unser Store gehört dazu. Er ist gemacht für Frauen, die sich trauen. Die Lust auf Individualität haben. Die keine Angst vor Farbe, Form oder Haltung verspüren. Und vor allem: keine Angst vor sich selbst.
Für all jene, die sich lieber überhören, statt sich inspirieren zu lassen - auch für sie bleibt die Tür offen.
Nur wird man hier nicht auf Applaus stoßen, wenn man sich danebenbenimmt. Sondern auf höfliche Distanz. Und ich muss dich dabei auch nicht anlächeln, während du unfreundlich durch den Concept Store wandelst. Und du wirst, vielleicht durch mich oder meine Mitarbeiter, auf die Erkenntnis stoßen, dass Ignoranz in einer Welt voller Auswahl weder elegant noch notwendig ist.
Fazit: Manchmal ist ein "Nicht meins" das Höchste, was man zustande bringt.
Wir hören eure Kommentare. Natürlich. Wir sind nicht taub, nur desinteressiert. Denn was uns nicht betrifft, berührt uns auch nicht.
Was bleibt, ist ein leises Staunen darüber, wie viele Frauen so wenig über sich selbst nachgedacht haben, dass sie es für normal halten, sich im Laden eines fremden Menschen lautstark zu inszenieren.
Wir wünschen ihnen ein bisschen mehr Ruhe.
Und vielleicht irgendwann den Mut, nicht mehr über andere sprechen zu müssen, um sich selbst spüren zu können.
Bis dahin: Wir sind donnerstags bis samstags für die da, die wirklich etwas suchen.
Und für alle anderen?
Oh, da gibt's nach wie vor genug Beige, Grau und Unbunt in der Fußgängerzone.
Auf Wiedersehen, vielleicht mit ein bisschen mehr Anstand, liebe "Damen",
Marlis
für Karins Schwester
Liebe Marlis, wir machen jedes Jahr in Berchtesgaden Urlaub und ich freue mich schon Wochen vorher, in deine wunderbaren Räume zu dürfen und zu bestaunen was für schöne und außergewöhnlichen Sachen es wieder bei euch gibt , danke dafür . Wir sind nächste Woche wieder vor Ort , kann es kaum erwarten.
Bis dahin Herzliche Grüße aus dem Schwabenländle :-)
Liebe Marlis, der liebste Spruch von meinen Kollegen war immer: Du bist heute nicht zu übersehen! Ich bin so gerne ein bunter Farbtupfer, den die ganze Gesellschaft so dringend nötig hat. Da ich ja nicht mehr ganz jung bin, kann ich dazu nur sagen: Früher hat man sich abgewandt, wenn einem etwas nicht gefallen hat, heute muss jeder laut seinen Kommentar abgeben, egal ob er mit einem Thema vetraut ist , oder nicht. Als eine deiner ersten Kundin möchte ich nur sagen: Berchtesgaden ist schöner geworden durch deinen wunderbaren, bunten und außergewöhnlichen Store. Bis bald, alles Liebe! Gruß Irene
Ach Marlis, ich lieb Dich so💖 Allerliebste bunte Grüße aus Hessen, Nicole
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