Die vom Laden

Ich bin „die vom Laden“.

So nennt ihr mich. So tuschelt ihr. So schaut ihr.

Mit diesem Ton zwischen Herablassung und leichter Angst, dass ich es hören konnte.

Und ich höre es. Immer.

An der Kasse im Supermarkt. Beim Tierarzt. Im Café.

Ich höre es, wenn ihr eigentlich flüstert. Ich höre es sogar wenn ihr schweigt.

Denn nichts ist lauter als Frauen, die sich wünschen, man würde verschwinden.

Sorry, das wird nicht passieren.

Wir sind gekommen, um zu bleiben.

Und wir sehen dabei auch noch verdammt gut aus.

Die vom Laden das ist keine Beschreibung.

Das ist ein Statement. Eine Reduktion. Eine Warnung.

Fast schon ein Mythos.

Wie so eine Figur aus einem skandinavischen Krimi: Etwas zu auffällig, etwas zu selbstständig, irgendwas stimmt nicht.

Die trägt Lippenstift! Im Januar! In Berchtesgaden!

Klar, das irritiert.

Ich trage keine Funktionsjacken.
Ich erkläre mich nicht.

Ich flirte mit Farben, mit Statements, mit Widersprüchen.

Ich weiß, dass ich beobachtet werde und drehe mich trotzdem nicht um. Ich bin zu sehr mit meinem großem und weltweit versendenden Onlineshop beschäftigt.

Während ihr euch fragt, ob ich arrogant bin, versenden wir nach Spanien, Portugal, Finnland und Schweden.

Während ihr hofft, dass der „Laden“ nicht läuft, packen wir Bestellungen, drehen Kampagnen, eröffnen einen zweiten Store in Südtirol.

Während ihr euch einbildet, dass man mit so „Zeug“ kein Geld verdient, verdienen wir Geld. Mit so Zeug. Und mit Stil. Und mit Haltung.

Denn genau das ist unser Kapital: Haltung. Die habt ihr nie verstanden.

Ihr verwechselt Haltung mit Hochmut.

Selbstbewusstsein mit Selbstüberschätzung.

Erfolg mit Überheblichkeit.

Und euch selbst mit dem Maß aller Dinge.

Ich bin nicht hier, um gemocht zu werden.

Ich bin nicht hier, um euch zu gefallen.

Ich bin hier, weil ich hier arbeite. Genauso hart wie Du. Und Du. Und viele andere.

Weil ich hier etwas aufgebaut habe.

Und weil es mich ehrlich gesagt amüsiert, wie sehr euch das auf die Nerven geht.

Dieses Getuschel. Diese Mini-Dramen. Diese völlige Überschätzung eurer Relevanz.

Es ist wie ein Provinztheater mit zu wenig Budget und zu viel Neid & Eifersucht.

Und ich bin nicht Teil des Ensembles, ich bin die Regisseurin.

Ihr nennt mich die vom Laden, weil ihr keine Worte habt für das, was ich wirklich bin:

Erfolgreich. 
International.
Unabhängig.
Weiblich.

Und euch fällt nichts Krasseres ein, als das in einen Halbsatz zu pressen abfällig, versteht sich.

Wie peinlich das ist, merkt ihr gar nicht.

Denn während ihr euch über meine Glitzerhose, das Ladenleuchten oder meinen Look empört, steht in eurer WhatsApp-Gruppe, was gestern schon alt war.

Während ihr euch über die Preise im Laden aufregt, tragt ihr Fälschungen von Taschen, deren Namen ihr nicht aussprechen könnt.

Und während ihr hofft, dass ich endlich leiser werde, verkaufen wir gerade das neue Lieblingsstück einer Frau in Stockholm, die nie einen Fuß in dieses Dorf setzen würde, aber genau weiß, wer Karins Schwester ist.

Ich habe verstanden, worum es euch wirklich geht.

Ihr fühlt euch bedroht. Nicht von mir.

Sondern von der Möglichkeit, dass man als Frau eben nicht auf euch andere Frauen hören muss.

Dass man Karriere machen kann ohne um Erlaubnis zu Hause zu bitten.

Dass man auffallen darf. Dass man raus kann aus dem Dorfdenken selbst wenn man im Dorf bleibt.

Ich bin der Beweis, dass es anders geht.

Und das ist euer größter Albtraum.

Ihr müsst euch übrigens keine Sorgen machen.

Ich will euch nicht umerziehen.

Ich will euch nicht schaden.

Ich will euch nur daran erinnern, dass euer Horizont nicht mein Limit ist. Ich bin nicht gekommen, um zu gefallen.

Ich bin gekommen, um zu verkaufen.

Und wenn ihr das nächste Mal wieder tuschelt:

Tut‘s ruhig.

Aber sprecht meinen Namen bitte korrekt aus.

Karins Schwester.

Die mit Stil.

Die mit Haltung.

Die vom Laden.

 

Marlis

für Karins Schwester 


1 Kommentar


  • Aga

    Wie traurig ist das zu lesen. Ein Haus dort oben, auf dem Berg über Berchtesgaden, sollte uns daran erinnern, dass man Menschen, die ein wenig anders sind, nicht mit Spott, Mobbing oder Ablehnung begegnen sollte. Hier handelt es sich nur um einen tollen, anderen Laden – bunt, stilvoll, voller Lebensfreude. Vielleicht passt er nicht in das konservative Bild von Berchtesgaden – aber genau das ist der Grund, warum wir hinschauen sollten. Der Umgang mit solchen Menschen sagt viel über uns aus. Und er sollte uns mahnen, mit mehr Respekt und Offenheit zu handeln. Jeder soll das Leben was er möchte. Und ich liebe Bechtersgaden und ALLE die Fasetten. Das bunde, das konservative, das natürliche…. alles hat seine da sein Berechtigung. Und die Vielfalt bereichert alle. Also…. kein Neid, seid etwas mehr Stolz auf Eure bunte, Glitzernde, moderne "die vom Laden "

    Wenn du möchtest, kann ich den Text noch weiter anpassen – je nachdem, ob er für einen öffentlichen Kommentar, einen Brief oder eine Gedenktafel gedacht ist. Sag einfach Bescheid!


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