Die Assistentin - von der Straße ins Herz

Sie wurde herumgereicht wie ein alter Hocker, den keiner braucht - heute hat sie einen festen Platz. 

Direkt neben mir. Und in meinem Herzen.

Manche nennen ihre Hunde „Balu“, „Sammy“ oder „Milo“.

Ich nenne meine Hündin: Die Assistentin.

Nicht, weil sie besonders hilfsbereit wäre. Oder gar nützlich. Ganz im Gegenteil. Sie tut nichts. Also wirklich nichts.

Aber sie tut es auf eine so elegante, loyale, zurückhaltende Art, dass man sie einfach lieben muss.

Die Assistentin war früher ein Straßenhund. Kein romantischer „Ich-streune-durch-die-Toskana-und-finde-dann-mein-Forever-Home“-Straßenhund, sondern einer von denen, die nie wirklich willkommen waren.

Sie wurde von Familie zu Familie gereicht wie ein ungeliebtes Möbelstück. Ein bisschen zu sperrig, ein bisschen zu schräg, nicht hübsch genug für den Flur, nicht brav genug für die Couch.

Sie war das Tier, das immer „zu viel“ oder „zu wenig“ war. Zu schüchtern, zu still, zu eigen.

Ich weiß nicht genau, wie viele Stationen sie durchlaufen hat - aber als sie zu mir kam, hatte sie bereits resigniert.

Kein Misstrauen, kein Protest. Nur diese Art von stiller Müdigkeit, wie sie nur
Wesen kennen, die zu oft enttäuscht wurden.

Und ich? Ich hab sie einfach machen lassen.

Ich hab sie nicht gezwungen, süß zu sein. Nicht gedrängt, sofort zu vertrauen. Ich hab ihr Zeit gegeben. Einen Platz. Und Ruhe.

Und sie hat das genommen.
Ist geblieben.

Heute ist sie Teil meines Alltags. Meines Lebens. Meines Concept Stores.

Meinen Followerinnen und Kundinnen ist sie mehr als bekannt: die meist gestellte Frage im Laden: WO ist die Assistentin?

Die Assistentin, die mittlerweile mehr Fanpakete mit Naschis und Spielzeugen, Karten und Briefe in unser Concept Store aus ganz Deutschland gesendet bekommt als wir! 

Sie liegt zwischen Kartons und Kollektionen, ignoriert Kundinnen mit der Gelassenheit einer Pariser Galeristin und bewegt sich nur, wenn es wirklich notwendig ist.

Zum Beispiel, wenn ein Leckerli den Boden berührt. Oder wenn jemand es wagt, ohne höflichen Blickkontakt an ihr vorbeizugehen.

Sie liegt im Sommer, als bekanntes Stadtbild von Berchtesgaden den ganzen Tag vor dem Concept Store in der Sonne; tankt Licht, Wärme und Glück. Wandert wie eine Sonnenuhr auf dem Platz.

Sie hat Humor. Stillen Humor. Und eine Ignoranz, die fast schon bewundernswert ist.

Hunde? Langweilen sie.

Menschen? Maximal eine Duldung.

Kleine Kinder mit leuchtenden Augen, die „Duuuuu bist aber süß“ kreischen? Ein demonstrativer Blick in die andere Richtung reicht meist, um das Gespräch zu beenden.

Sie ist nicht hier, um zu gefallen. Sie ist hier, um da zu sein.

Und genau deshalb ist sie meine beste Begleiterin.

Nicht, weil sie begeistert mit dem Schwanz wedelt. Sondern weil sie einfach bleibt.

Weil sie nicht die Erwartung erfüllt, süß zu sein. Sondern einfach sie selbst ist.

Sie ist nicht perfekt. Sie ist nicht laut. Sie ist nicht leicht.

Aber sie ist da.

Und wenn man einmal in diesen ruhigen, tiefen Hundeblick geschaut hat, in dem so viel Geschichte liegt, dann weiß man:

Sie braucht keine Kommandos.

Keine Zirkusnummern.

Keine Dressur.

Keine gestellten Tricks oder Haltungen.

Sie braucht einfach nur jemanden, der sie sieht.

Ich sehe sie.

Ich sehe die Angst, die immer noch da ist, aber nicht mehr dominiert.

Ich sehe das Vertrauen, das immer noch  wächst - wie ein zerzauster Busch, der plötzlich Blüten trägt.

Ich sehe eine Hündin, die nicht „nichts kann“, sondern einfach keine Lust mehr hat, sich anzubiedern.

Die Assistentin ist der beste Beweis dafür, dass man einfach sein kann wie man ist, um Platz in einem Herzen zu finden.

Dass Treue nicht mit Tricks kommt, sondern mit Zeit.

Und dass echte Verbindung nicht bellt - sie bleibt einfach.

Also ja - sie macht nichts.

Aber sie macht das mit Würde.

Und mit mir.

Und das ist mehr, als man von manchem Zweibeiner behaupten kann.


Es grüßt Euch

Marlis mit der Assistentin im Hintergrund

für Karins Schwester 


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