1 Stern von Marcel. Und warum wir keine Männer wie ihn brauchen.

Es gibt Menschen, die gehen in einen Laden, schauen sich um, kaufen etwas – oder auch nicht – und gehen wieder raus.

Und dann gibt es Marcel.

Marcel war, so vermuten wir, nie wirklich bei uns.

Er stand vielleicht mal vor dem Schaufenster.

Hat mit verschränkten Armen durchs Glas geschaut, sich geärgert, dass andere sich trauen, irgendwie anders sind, Erfolg haben.

Und dann hat er gemacht, was er offenbar gern tut:

Er hat bewertet.

Mit einem Stern.

Ohne Gesicht.

Aber mit Meinung.

Marcel bewertet alles. Cafés, Eisdielen, Restaurants – jetzt auch uns.

Und dabei verfolgt er ein simples Prinzip:

Wenn’s ihm nicht passt – und das ist oft – dann gibt’s einen Stern.

Nicht zwei, nicht drei.

Einen.

Knapp über „gibt es nicht“ angesiedelt.

Wie großzügig.


Und was schreibt Marcel über uns?

Wir seien unfreundlich.

Man müsse öfter vor der Tür warten.

Das Personal sei unterkühlt.

Man fühle sich nicht willkommen.

Wir sagen: Danke, Marcel.

Du hast uns ein Kompliment gemacht – ohne es zu merken.

Denn ja, bei uns muss man manchmal vor der Tür warten.

Nicht, weil wir langsam sind.

Sondern weil wir überrannt werden.

Weil unser Concept Store brummt.

Weil Frauen uns lieben.

Weil Menschen von weit her kommen, um genau das zu erleben, was du offensichtlich nicht aushältst: Haltung.

Marcel – und viele wie er – verwechseln Direktheit mit Unfreundlichkeit.

Sie erwarten Bedienung.

Unterwerfung.

Ein Lächeln auf Knopfdruck.

Und wehe, man ist nicht sofort verfügbar.

Aber wir sind nicht hier, um dich zu bedienen, Marcel.

Wir sind hier, um einen Raum zu schaffen, in dem sich Frauen wohlfühlen.

Nicht Männer wie du.

Wir führen Gespräche, keine Bücklinge.

Wir haben Standards, keine Schleimspuren.

Und wenn du das als unfreundlich empfindest – dann liegt das nicht an uns.

Sondern an dir.

Denn was du als „Warten vor der Tür“ bezeichnest, ist für uns das schönste Zeichen von Wachstum.

Wir sind kein Discounter.

Wir sind kein Durchlauferhitzer für Shopping mit Rabattcode.

Wir sind ein Concept Store mit Seele.

Und wenn du nicht reinkommst, liegt das nicht daran, dass wir dich nicht mögen.

Sondern daran, dass andere gerade vor dir da waren – und wir uns für jeden einzeln Zeit nehmen.

Etwas, das du offenbar weder gewohnt bist noch erträgst.

Dein Ein-Stern-Urteil wirkt nicht, Marcel. Es entlarvt nur dich.

Dein Profil: kein Bild.

Keine Persönlichkeit.

Aber eine endlose Liste von Bewertungen.

Du ziehst durchs Internet wie ein digitaler Pranger und glaubst, du wärst wichtig.

Du bist nicht wichtig.

Du bist laut.

Und das ist nicht dasselbe.


Was dich stört, ist nicht unser Ton. Was dich stört, ist unser Erfolg.

Dass wir sichtbar sind.

Dass wir mutig sind.

Dass wir Frauen eine Bühne geben, die nicht um Erlaubnis fragen.

Männer wie du, Marcel, brauchen keine Antwort – sie brauchen Distanz.

Du stehst sinnbildlich für eine Generation anonymer Kritiker, die sich durch Klicks aufwerten wollen, weil sie im echten Leben nichts zu sagen haben.

Ein Stern von dir ist kein Urteil – es ist ein Ausdruck von Ohnmacht.

Und wir?

Wir lesen das.

Wir lachen.

Und machen weiter.

Denn die Wahrheit ist: Wir brauchen dich nicht, Marcel.

Nicht im Internet.

Nicht im Concept Store.

Nicht in dieser Welt.


Was wir brauchen, sind echte Begegnungen.

Menschen mit Haltung.

Kundinnen mit Charakter.

Frauen, die wissen, wer sie sind – und keine Bewertung brauchen, um sich zu definieren.


Wir stehen für eine neue Form von Ladenkultur:

Individuell. Mutig. Eigensinnig.

Und ganz bewusst NICHT für alle gemacht.


Marcel, wir danken dir.

Nicht für deinen Stern.

Sondern für den Beweis, dass wir genau da stehen, wo wir hingehören.

Denn wo nichts los ist, meckert niemand.

Wo nichts berührt, gibt’s keine Reibung.

Aber da, wo echte Veränderung geschieht, wo Haltung Raum bekommt – da tauchen sie auf:

Die Marcels dieser Welt.

Klein im Format.

Groß im Groll.

Energiegeladen, wenn’s darum geht, anderen etwas abzusprechen, was sie selbst nie hatten: Mut.

 

Deshalb sagen wir es ganz deutlich:

Solche Männer (und leider auch so manche Frau) braucht niemand.

Nicht im Concept Store.

Nicht in der Gesellschaft.

Nicht auf Google.


Wir machen weiter – sichtbar, stolz und frei.

Mit offenen Türen für die, die uns wirklich sehen wollen.

Und einer digitalen Tür, die für Marcel jetzt für immer geschlossen bleibt.


Ein Stern von dir.

Neunhundert Wörter von uns.

Weil du’s wert bist.

Irgendwie.


Mit kühler Klarheit,

souveräner Distanz

und einer sehr langen Warteliste,

die dich nicht braucht,


Marlis

für alle Karins Schwestern


7 Kommentare


  • Denise

    Liebe Marlis,

    es ist echt immer wieder unfassbar was Ihr so aushalten müsst!
    Ich habe das Gefühl, dass solche Menschen immer mehr werden.
    Leider!
    Ich kann nur sagen, IHR seid SUPER!!!
    Ich liebe Deinen Humor, Deine Art, Euer tollen Angebot…. einfach alles.
    Macht bitte (immer) weiter so, und lasst Euch von solchen Menschen nicht das Leben vermiesen!
    DANKE :-)


  • Stefan Krauß

    Hi Schwestern,
    Ich bin keine Frau und kenne Marcel nicht. Beides ist nicht schlimm, letzteres wahrscheinlich sogar ein Glücksfall. Aber ich kenne den coolen Concept Store in Downtown Berchtesgaden. Ist ja auch nicht zu übersehen, bei all der Farbe in den Schaufenstern, die einem schon nur beim Vorgehen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Und dieses Lächeln setzt sich fort, wenn ich Karin‘s Schwester auf Insta verfolge oder diesen Blog lese. Oft wird aus dem Lächeln sogar ein Lachen, weil Karin‘s Schwester, also Marlies (sollen ja auch noch nicht alle Ureinwohner verstanden haben 😂😂😂😂) , so herrlich schmerzfrei ist.
    Also bitte genau so weitermachen und F… Vase ganz vorne im Schaufenster platzieren.
    LG Bille‘s Mann ( also Stefan 😏)


  • Stefan Krauß

    Hi Schwestern,
    Ich bin keine Frau und kenne Marcel nicht. Beides ist nicht schlimm, letzteres wahrscheinlich sogar ein Glücksfall. Aber ich kenne den coolen Concept Store in Downtown Berchtesgaden. Ist ja auch nicht zu übersehen, bei all der Farbe in den Schaufenstern, die einem schon nur beim Vorgehen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Und dieses Lächeln setzt sich fort, wenn ich Karin‘s Schwester auf Insta verfolge oder diesen Blog lese. Oft wird aus dem Lächeln sogar ein Lachen, weil Karin‘s Schwester, also Marlies (sollen ja auch noch nicht alle Ureinwohner verstanden haben 😂😂😂😂) , so herrlich schmerzfrei ist.


  • Claudia

    Ich war zwar nur einmal in Berchtesgaden und mein Stil ist zugegebenermaßen eher schwarz-weiss und „Stehrümchen“ habe ich auch wenige, ABER: dieser tolle Laden ist mit sofort aufgefallen, gerade weil er aus dem (sorry, liebe Bayern) stockkonservativen Einerlei heraussticht. Wie mutig ist es bitte, mit einem solchen Laden in einem derartig braven und heimeligen Ort zu starten? Das schreit ja geradezu nach Neid und Missgunst. Die Menschen reißen vor allem ihre Klappe auf (bzw. tuscheln hinter vorgehaltener Hand // äußern sich sehr gerne anonym im Netz), wenn sie etwas sehen, was eben nicht der „Norm“ entspricht. Manche machen sich gar Gedanken, ob das denn wohl gutgehen könne.
    Grund solcher Gedanken und Äußerungen sind
    1. Unzufriedenheit
    2. Neid, Neid und nochmals Neid

    Liebe Marlies, Du hast völlig recht, wenn Du sagst: warum zur Hölle erlaubt sich ein Marcel (stellvertretend für alle Beates, Gerlindes etc.) einen Kommentar zu Deinem Lädchen? Wahrscheinlich hat er hechelnd vor dem Schaufenster gestanden.

    Macht genau so weiter, Mainstream ist halt auch keine Lösung. Und das ist möglicherweise ein Teil des Erfolges. Und echte Mädels. Die sagen, wie es ist.
    Liebe Grüsse aus Kölle!


  • Steffi

    Wow, liebe Marlis!
    Bin gerade so geflashed von Deinem Schreibstil, Deiner Klarheit und der Haltung!
    Das ist es was ich an Dir so schätze.
    Diese Haltung, dieser Standpunkt, diese eigene Meinung und das dazu stehen.
    Das zu vertreten.
    Klar.
    Unmissverständlich.
    Direkt.
    Nicht beleidigend, sondern sachlich.
    Chapeau meine Liebe! ❤️


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